Den Farbstiftzeichnungen von Beatrice Maritz liegt eine geometrische Einteilung zugrunde. Die Werke sind auf ein Zentrum ausgerichtet, das von Farbflächen und -flecken und von wenigen organischen Elementen umspielt wird. Die Kompositionen sind stern- oder kristallförmig gebaut. Aber Beatrice Maritz konstruiert ihre Bilder nicht, sondern sie pendelt sie. Diese Art der Bildfindung, die durch die Heilpraktikerin und Künstlerin Emma Kunz bekannt wurde, pflegt Maritz seit vielen Jahren. Aus Erfahrung weiß sie unterdessen, dass sie das Pendel nicht im Stich lässt. Anderseits hat sie gelernt, dass sie Gedanken und Gefühle ganz auf die künstlerische Arbeit fokussieren muss. Für ihre Werke wendet sie die gleichen Mittel wie bereits Emma Kunz an, nämlich Farbstifte und Papier. Allerdings ist Maritz‘ Blatt leer, nicht mit einem Raster versehen, wie dies bei Kunz der Fall war. Dazu sind die Werke von Maritz malerischer, weniger grafisch als jene von Kunz.
Isabel Zürcher würdigt ihre Arbeit im Katalog zur Ausstellung in der Galerie Flaig 2005 wie folgt: „Eigenwillig und verhalten, unbestechlich und zart zugleich sind die Zeichnungen von Beatrice Maritz. Ihr Prinzip ist die Überlagerung. Schicht für Schicht legen sich Farbflächen wie Folien übereinander. In nie nachlassender Konzentration des Farbauftrags entwerfen sie dichte Bildräume, die ebenso dem Traum wie der Erinnerung verpflichtet scheinen, dem Gesetz geometrischer Figuren wie der unübersichtlichen Vielfalt eines autonomen Kosmos.“
Auch die Titel der Bilder sind mit dem Pendel gefunden. 2012 ist in der edition pudelundpinscher eine Publikation mit gependelten Texten von Beatrice Maritz erschienen. Während die Texte ihre durch den Entstehungsprozess bedingte Fremdheit behalten, werden uns Maritz‘ Bilder im Umgang immer vertrauter und entwickeln eine leise, aber eindringliche Sprache. Isabel Zürcher sagt es so: „Zeichnend setzt Beatrice Maritz den Farbstift ein als Erzeuger von Lichtwerten in Flächen, die sie mit dem Pendel einkreist und auf deren Farbe und Form sie selbst möglichst geringen Einfluss nimmt. Eigenständiger könnte ihr Beitrag zur aktuellen Zeichnung dennoch nicht sein: Unvermischt mit der Flut medialer Bilder, speist er sich aus einem Universum, das sich gleichsam einen Weg sucht ins Bild, um hier aufzublühen
und zu leben.“
Quelle: museumbruderklaus.ch, Text von Urs Sibler