Im Grunde geht es im künstlerischen Werk von Brendan Kelly um Zeit.
Der Künstler taucht die Hand in den Fluss der Zeit und schaut sich an, was ihm durch die Finger rinnt beziehungsweise was daran hängen bleibt. Damit ist nicht unbedingt das gemeint, was er an physisch sichtbaren Dingen festhalten kann, sondern die Spuren oder die Klänge, die die Zeit bei ihrem Vorbeifließen in ihm erzeugt. Es sind die alltäglichen Erfahrungen, Wahrnehmungen, Gefühle, die Brendan Kelly in einer Art von grafischem Tagebuch aufzeichnet. Das sind in der Tat mittlerweile hunderttausende kleiner Zeichnungen, die mit ungeheurer Präzision und Sensibilität in Skizzenbüchern im Pocket-Format festgehalten werden. Dies ist die vielleicht authentischste, direkteste Weise, das erwähnte Berühren und Loslassen der Zeit ins Bild zu setzen, und sie bilden – das kann man getrost behaupten - die Grundlage malerischen Werks von Brendan Kelly. Die Ergebnisse dieser Beobachtungen und Inspirationen sind jedoch selten Abbilder der Umgebung; sie zeigen sich vielmehr in der schier endlosen Wiederholung und Variation eben der Formen, die wir dann auch in den Gemälden und großformatigen Zeichnungen der Ausstellung finden. Die Variationen sind ein Spiel von Spannung und Ausgleich - Pendelbewegungen, die sich um ein zentrales kompositorisches Gleichgewicht herum bewegen. Überhaupt Gleichgewicht, Balance, Harmonie: Das ist ein grundlegender Aspekt, der in jedem kleinen und großen Werk von Brendan Kelly durchscheint.
brendantkellyartist.com