Ulrich Fürneisen

Ulrich Fürneisen bevorzugt als Zeichner und Grafiker das große Werkformat, während er sich als Bildhauer des figuralen Kleinformats, der Reliefplastik und in einem Fall der symbolischen Denkmalsgestaltung bedient- sein gesamtes Werk zeigt eine stete Auseinandersetzung mit der sichtbar erscheinenden Wirklichkeit: die Natur in ihrer Erscheinungsform der Landschaft- sie ist dem Künstler Gegenüber und Modell - die Landschaft in ihrer unterschiedlichen jahreszeitlichen Erscheinungsform mit äußerster grafischer Meisterschaft vergegenwärtigt: die Sensibilität der Linie ist es, die mittels unterschiedlicher Verdichtungszonen eine magische Lichtregie erzeugt, die ihrerseits Raumschichtungen und damit Landschaftliches suggeriert; dieses Landschaftliche kann Behältnis für Psychisches werden, - denn hier scheint die introvertierte Psyche des Zeichners die ihrer Struktur entsprechende äußere landschaftliche Gegebenheit als Spiegelbild und Ausdrucksträger gefunden und gewählt zu haben - Fürneisen empfindet die Landschaft als ein beinahe personales Gegenüber, so geht es immer auch um das Portrait einer bestimmten Landschaft: eine fast franziskanische Naturspiritualität scheint den Blick zu bestimmen, jedoch mit einer Akzentuierung des Vergänglichkeitsaspektes - im Hinblick auf ein naturgegebenes „Stirb und Werde“ scheint Fürneisens porträtierende Aufmerksamkeit dem „Stirb“ in der Natur zu gelten -  unterschwellig wird hier die in der öffentlichen Diskussion diskutierte „Naturgefährdung“ angesprochen, ohne zum eigentlichen Thema gemacht zu werden- alles in allem: ein Bildprotokoll einer Seelenbefindlichkeit und einer Naturbefindlichkeit - analog zum Goetheschen Begriff der „Erdlebebilder“ könnte man von „Erdsterbebildern“ sprechen - Fürneisens „Rheinsichten“ (ein häufiger Titel seiner Ausstellungen) werden hier zu Einsichten, Merkbilder der äußeren Form werden hier zu In- Bildern einer menschlichen Befindlichkeit - Ein solches Bildprotokoll im Alleingang über Jahrzehnte hin zu führen, stellt nicht nur eine künstlerische Leistung dar, sondern auch eine moralische.

Bert Gerresheim


Vita

Leben

1947 In Berlin geboren
1967 - 1971 Studium an der Staatl. Kunstakademie Düsseldorf bei den Professoren
Dieter Roth und Joseph Beuys
seit 1967 Mitarbeit in der Bildhauerwerkstatt von Bert Gerresheim
1971 1. Staatsexamen für das künstlerische Lehramt
1973 - 1974 Stipendium an der St. Martin’s School in London

Werke in unserer Sammlung

Senke mit Hornissenbaum , 2001, Bleistift auf grundierter Leinwand, 120 x 120 cm