„Das Arbeiten mit einem Modell kann wie der Blick in einen Spiegel sein“
Viele zeitgenössische Portraitisten benutzen die Kamera zur Beobachtung oder als einen ebenso monumentalisierenden wie auch gleichzeitig distanzierenden typologischen Kunstgriff. Jedoch nicht Till Freiwald. Für ihn bedeutet das Portrait ein inneres Bemühen, das eine nachhaltige, direkte emotionale Auseinandersetzung mit dem Modell erfordert. Freiwalds Ansatz ist trotzdem auffallend zeitgenössisch. Für ihn ist die direkte Beobachtung der einzige Weg, die Intensität von realen Begegnungen festzuhalten.
Freiwald baut ein Portrait wie eine Serie von Dialogen auf. Die Anwesenheit des Modells ist zu Anfang die einzige Bedingung. Angefertigt in Gegenwart des Modells, stellen die kleinen Aquarelle den ersten grundlegenden Zugang dar. Die unvermeidliche Abwesenheit des Modells erlaubt es dem Künstler jedoch, sich die illusionistische Natur der Darstellung zu eigen zu machen. Die monumental vergrößerten Aquarelle, die später ausschließlich aus dem Gedächtnis entstehen, filtern den ersten Eindruck durch sein eigenes inneres Auge. Freiwald arbeitet in Serien, indem er mehrere Bildnisse desselben Modells anfertigt. Im Laufe der Zeit beginnt sich dessen individuelle Persönlichkeit zu verändern. Freiwald projiziert seinen eigenen inneren Blick auf das Gesicht seines Gegenübers. „Das Arbeiten mit einem Modell kann wie der Blick in einen Spiegel sein; mein Blick auf das Modell ist in seinem Blick mit eingeschlossen“, zitiert Freiwald.
Textquelle: Galerievoss