Hans Boer gelingt es, in seiner Arbeit eine ganz persönliche Vorstellung von Stille und Monumentalität zu vermitteln. Das hat damit zu tun, wie er seine visuellen Ausdrucksmittel anwendet. Die vorher erwähnten horizontalen und vertikalen Strukturen auf der Leinwand, geben seinen Bildern eine bestimmte kontemplative Stille. Und die vorherrschende Palette irdener, gedämpfter Farben verstärkt noch die Ruhe und Klarheit. Jedoch gibt es noch einen weiteren Aspekt in seinen Bildern. Die in sich ruhende Komposition wird durch die Bewegung des Pinsels subtil herausgefordert. Als ob bei einer gleichbleibenden und festgelegten Vorgabe, im wörtlichen Sinn Raum für Individuelles geschaffen wird, für Gefühl, vielleicht sogar für Instabilität. Die Dualität spiegelt sich in den Formen und Farben wider, die oft ihren Gegenpol an einer anderen Stelle im Bild haben. Das ist nich gegensätzlich gedacht, sondern mehr dahin gerichtet Balance zwischen ihnen herzustellen. Farbe und Formen verstärken sich gegenseitig und zusammen erhöhen sie die Harmonie und Ausgeglichenheit im Bild. Aber auch hier achtet er sorgfältig darauf, dass es nicht – wie er selbst sagt – ein billiger Gag ist, dass es nichts Dekoratives hat: Dem Bild einen Inhalt zu geben, das ist das höchste Ziel. Er schreibt «Tatsächlich bin ich ständig dabei, das Unnötige wegzunehmen, Details zu reduzieren, um sicher zu stellen, dass sich der Betrachter nicht darin verliert. Besonders Wiedererkennbares, die menschliche Figur zum Beispiel, kann ziemlich ablenkend wirken und sich vor die Dinge stellen. Der Betrachter ist von Natur aus darauf fokussiert und es kann leicht passieren, dass ein Bild anekdotisch wird. Das trägt überhaupt nicht zu dem bei, was ich sagen will. Für mich geht es um die Stille, die meinen Bildern innewohnt, um den Verfall: Um Schönheit und ihrem Gegenteil. Denn nur dadurch wird sie interessant.
Ankie Boomstra, Schriftstellerin und Kuratorin: aus ihrem Vorwort zum Katalog «Hans Boer. Quest for silence», Groningen 2018